Geschichte

Die herrschaftliche «Villa Krähbühl» wurde 1913 durch Richard Kisling-Hoffmann als Familiensitz und als Galerie für seine Kunstsammlung erbaut. Die Architektur übernahm Prof. Karl Coelestin Moser, der das Kunsthaus Zürich sowie das Hauptgebäude der Universität Zürich entworfen hat. Richard Kisling (1862 - 1917) war nicht nur ein erfolgreicher Zürcher Eisenwarenhändler mit Geschäftsräumen am Limmatquai. Er war auch ein leidenschaftlicher Kunstsammler und Mäzen und war Präsident der Ausstellungskommission der Zürcher Kunstgesellschaft. 1913 stellte das Zürcher Kunsthaus 535 Werke aus der umfangreichen Sammlung von Kisling aust. Sie soll einst gegen 4000 Objekte umfasst haben. Richard Kisling unterstützte vor allem Schweizer Künstler, indem er deren Werke ankaufte. Die jungen Maler Maurice Barraud, Augusto Giacometti und Paul Bodmer, aber auch ältere etablierte Künstler durften auf ihn zählen. So fanden sich in seiner Sammlung auch Werke von Ferdinand Hodler und Cuno Amiet.

Aber die Villa diente nur knapp sechs Jahre als privates «Kunsthaus am Susenberg» und als Treffpunkt für Musik- und Kunstfreunde. Richard Kisling starb 1917 überraschend im Alter von 55 Jahren. Er hinterliess seine Ehefrau und drei kleine Kinder. Sein Vermögen steckte in der Villa und in seiner Kunstsammlung, die zwischen 1906 und 1917 entstanden war. Die wirtschaftliche Entwicklung in der frühen Nachkriegszeit mit nachfolgender Wirtschaftskrise zwang die Familie zu mietergerechten Umbauten im Haus. Die Kunsthalle musste geopfert und Bilder in einem schwachen Markt verkauft werden. 1929 wurde im Zunfthaus zur Meisen ein grosser Teil der Sammlung versteigert. Das Kunsthaus Zürich hat dabei 30 Gemälde und einiges an Grafik übernommen. 1938 wurde auch die Villa veräussert.

Käuferin war die gemeinnützige Stiftung «Dr. Bircher'sches Volkssanatorium». Das Stiftungskapital gründete auf einer Donation von Fritz Allemann, einem Bündner Kaufmann und Bankier. Der Donator bestimmte, dass die damals noblen und exklusiven «Ernährungs- und sonstigen Therapieangebote nach Dr. Bircher» auch weniger begüterten Patientinnen und Patienten zugänglich werden sollten. Die Stiftung ist bis heute die Trägerin der Klinik, die inzwischen Klinik Susenberg heisst. Dank zurückhaltenden Umbauten und einem geschickt eingefügten Erweiterungsbau ist der Charakter der alten, denkmalgeschützten Jugendstilvilla erkennbar.

Mit der Entwicklung der modernen Medizin traten einstige Therapieverfahren in den Hintergrund. Die moderne Klinik ist weder in diagnostischer noch in therapeutischer Hinsicht mit den alten Grundsätzen der Bircher'schen Lehre verknüpft. Einzig die Inschrift über dem Eingang und der Gedenkstein im Park erinnern noch an den Stifter und an die Anfänge der Klinik.

Susenberg, im November 2015

Dr. med. Walter Grete, Präsident des Stiftungsrats

Lit:

Volkart Silvia, Richard Kisling, Sammler, Mäzen und Kunstvermittler, Benteli AG, Bern, 2008
Bloesch, Hans, in Das Werk, Band 5, Heft 7 (1918) „Das Heim eines Mäzens"
http://dx.doi.org/10.5169/seals-7208